Herkunft
In Bezug auf Wolle war vor allem die Alpakawolle ein heißbegehrtes Handelsgut weswegen Alpakas, die in Herden gehalten wurden, nur ein Mal pro Jahr gefangen und geschoren wurden, während Lamas fortwährend mit den Menschen unterwegs waren. Ähnlich wie den Alpakas ging es den extrem scheuen Vikunjas, die einmal im Jahr wider Willen zusammengetrieben und geschoren wurden. Besonders wesentliche Glücksbringer waren Lama Föten und Bezoarkugeln, welche im Magen der Tiere zu finden sind und aus Haar- und Pflanzenfasern bestehen. Dieser Kult ging so weit, dass trächtige Stuten geschlachtet wurden, nur um an den Fötus zu gelangen, welcher noch heute an der Schwelle mancher Haustür eingegraben wird, um Glück über jenes Heim zu bringen.
Verbreitung
Bereits vor 1900 fanden Kameliden aus Südamerika Interessenten auf allen Kontinenten und werden seitdem in Tierparks und Zoos gehalten. Vor allem in den USA waren im 20. Jahrhundert Alpakas und Lamas heiß begehrt, Auktionen, Shows und Bewerbe bei welchen Preise bis zu 100.000 USD pro Tier üblich waren, boomten. Mit Ausnahme von Südamerika gelten Lamas und Alpakas in den meisten Ländern als Freizeit- und Haustiere, nicht als Fleischlieferanten. Mit einer deutlichen Verzögerung wurden Alpakas auch in Europa immer beliebter, Tiere aus den Ursprungsländern werden regelmäßig importiert.
Körperbau
Laut den Registrierungsbestimmungen in den USA, darf ein Alpaka maximal 42 Zoll messen um als Alpaka zu gelten. Es gibt jedoch zahlreiche andere Merkmale, an denen man feststellen kann, zu welcher Gattung ein Tier zugewiesen werden muss. Eine Behaarung an den Ohren, den Backen oder der Stirn weisen nur Alpakas auf. Sie wurden außerdem mit dem Ziel, ein einheitliches, feines Vlies mit feinster Kräuselung zu erzielen, gezüchtet. Der Alpakahals ist etwas kürzer als jener der Lamas, die Ohren sind kurz und symmetrisch und der Rücken ist leicht gekrümmt, weswegen die Hinterbeine stärker als beim Lama abgewinkelt sind. Die Farbpalette reicht von rotbraun bis weiß und blaugrau. Eine Zeit lang war weiße Wolle sehr gewünscht, da sie sich besser zum Kolorieren eignete. Mittlerweile ist die Nachfrage nach den Naturtönen jedoch immens angestiegen, da bei der Färbung die Wollqualität verloren geht.
Warum Alpakas?
Alpakas sind extrem pflegeleichte, landwirtschaftliche Nutztiere, die mit nur wenig Weidefläche und 1-2 kg Heu am Tag auskommen. Sie liefern wertvolle Wolle, die nicht gebürstet werden muss und verursachen auf der Weide weder Trittschäden, noch verunreinigen sie sie, da sie Kotplätze anlegen, von welchen man das Düngemittel „Alpakagold“ ernten kann. Alpakas sind außerdem sicher im Umgang mit Kindern, ruhig, intelligent, robust und friedfertig im Umgang, auch mit anderen Tieren. Sie zu transportieren und zu trainieren erweist sich, verglichen mit anderen Nutztieren als sehr mühelos.
Manche Leute beschaffen sich, in der Hoffnung Geld zu verdienen eine Herde dieser so vielfältigen Tiere. Diese Sichtweise macht sich in den meisten Fällen jedoch nicht bezahlt, da man viel Herzblut, Zeit und Arbeit in das risikoreiche Geschäft mit Alpakas investieren muss. Die meisten Züchter verdienen sich im besten Fall in der Freizeit etwas dazu, nur wenige betreiben eine Alpakafarm Hauptberuflich. Die Intention hinter einer solchen Anschaffung sollte also immer die Freude am Umgang mit den Tieren sein, da ein Großteil der Freizeit dafür aufgewendet werden muss. Nach dem Sammeln von Erfahrungen, Wissen und dem Entwickeln eines Gefühls für die Alpakahaltung, wird sich jedoch auch Erfolg im Tun einstellen. Dieser kann durch das Verkaufen von Tieren, der Verarbeitung von Wolle, Trekking, Therapie oder in seltenen Fällen durch den Fleischvertrieb erfolgen.
Wie viele Tiere brauche ich?
Alle Neuweltkameliden sind Herdentiere, weswegen man sie auch nur in Herden halten darf. Allein in absoluten Ausnahmefällen ist eine Einzelhaltung erlaubt, ab drei Tieren ist eine Gruppe jedoch am harmonischsten. Um diese Harmonie auch tatsächlich zu gewährleisten bewährt es sich, mehrere charakterlich korrespondierende Tiere vom selben Züchter zu kaufen. Auch Alpakas sind verschiedenen Persönlichkeitstypen zugehörig, weswegen es zu Kollisionen zweier Tiere im Herdengefüge, die die Harmonie längerfristig beeinträchtigen können, kommen kann.
Herdengefüge
Man kann aus verschiedenen Geschlechterkonstellationen wählen, welche jedoch alle eine Trennung von Hengsten und Stuten beinhalten, sofern man mehr als ein Pärchen hält. Männliche Fohlen müssen nach ungefähr 8 Monaten von der Mutter entwöhnt und getrennt werden, da es andernfalls schnell zur Inzucht kommt. Befindet sich der Vater eines männlichen Fohlens im selben Gehege, so wird dieser seinen Sohn ab ebendiesem Alter ohnehin brutal vertreiben wollen. Die gängigste Variante der Haltung besteht also darin, die Stuten getrennt von den Hengsten zu halten, wobei bei Letzteren manch ein Hengst aufgrund von Diskrepanzen mit seinen Artgenossen abermals ein eigenes Gehege braucht.
Wichtiges beim Alpakakauf
Bezüglich des Körperbaus kann man nur ein erwachsenes Tier entsprechend beurteilen da die Tiere in der Wachstumsphase oft unproportioniert aussehen. Man kann jedoch eine Prognose anhand der Entwicklung der Vorfahren anstellen. Günstige Proportionen sind gegeben, wenn die Länge des Rumpfes ungefähr der Länge der Beine und der des Halses entspricht. Von den Schultern ausgehend sollten die Vorderbeine geradlinig nach unten verlaufen, wobei die Fesseln steil gestellt sein sollten. Von der Seite betrachtet, dürfen die Beine weder zu stark abgewinkelt noch zu gerade sein, da dies dem komfortablen Schritt entgegenwirken kann. Ein Vergleich mit anderen Tieren ist oft hilfreich, um den Körperbau korrekt beurteilen zu können.
Fleisch
In Südamerika werden Lamas und Alpakas als Nutztiere ganz normal verzehrt, man kann sie als Pendant zu unseren Fleischlieferanten wie den Rindern oder Schweinen sehen. Durch Pökeln oder Lufttrocknen wird das Fleisch haltbar gemacht, das daraus entstandene Trockenfleisch das als Chargue bezeichnet wird, wird im trockenen Klima der Anden optimal konserviert. Die meisten Tiere werden im Alter von 7-8 Jahren abgetan. Alpaka, Lama und Guanako Fleisch ist proteinreich, cholesterinarm und fettarm, und daher eine willkommene Alternative zu anderen dunklen Fleischsorten. Für eine Mast eignet sich das Fleisch der Tiere nicht, dafür spielen jedoch Alter und Geschlecht keine Rolle bei der Schlachtausbeute, sofern das Alter die Grenze von circa 7-8 Jahren nicht übersteigt. Zurzeit würde sich in Europa eine Haltung von Alpakas ihres Fleisches wegen finanziell nicht amortisieren, da der Preis eines lebenden Geschöpfes um ein Vielfaches höher ist als der Fleischwert es wäre. Der Markt ist überdies auf Wolle spezialisiert, es wäre demnach Verschwendung, ein Alpaka zu schlachten und somit Jahre der Wollproduktion zu missen.
Wolle
Die Unterwolle der Alpakas ist stark gekräuselt und wird in der Wollbeurteilung als crimp bezeichnet wobei Amplitude und Frequenz, also die Anzahl der Wellen per Inch zur Beurteilung herangezogen werden. Sowohl diese sichtbare Kräuselung als auch eine Wellung, die sich nur mithilfe eines Mikroskops erkennen lässt, sind wichtige Qualitätsmerkmale. Außerdem werden der weiche Griff, der Glanz und die Länge und Ausrichtung der Faserbündel zusätzlich zum Crimp beurteilt. Diese Indikatoren werden auch als „Vliesmarker“ beurteilt. Der Durchmesser einer Faser sollte bei guter Qualität zwischen 18 – 25 µm liegen.
Grundsätzlich unterscheidet man 3 Arten von Haaren, nämlich die Sinnes- bzw. Leithaare, die Stichel- und Grannenhaare und die Wollhaare, wobei nur Letztere für die Faserverarbeitung von Bedeutung sind. Umso geringer der Anteil an Grannenhaaren ist, umso geschmeidiger fühlt sich ein Wollprodukt an. Auch die geringe Anzahl an Talgdrüsen und der dadurch geringe Fettanteil im Vergleich zum Schaf ist ausschlaggebend für das angenehme Gefühl beim Betasten der Alpakafaser.
Bei der Schur liegt das Vliesgewicht bei circa 2 – 5 Kilogramm pro Alpaka, der Wollertrag ist jedoch nicht nur von der Abstammung, sondern auch von der Versorgung mit Mineralstoffen, Spurenelementen und den Witterungseinflüssen abhängig. Man sollte auf ein sauberes Gehege achten, da sich Alpakas gerne auf dem Boden suhlen und dadurch die gute Weiterverarbeitung ihrer Wolle gefährden. Um dem sich Wälzen auf willkürlichen Plätzen entgegenzuwirken lohnt es sich, einen kompakten Sandplatz anzulegen, in dem sich die Tiere austoben können ohne ihr Vlies zu beflecken.
Das sogenannte Blanket bezeichnet die Körperregionen mit der besten Qualität, nämlich der Rücken und die Seiten.
Zucht
Bei der Zucht geht es nicht um die Veränderung von Eigenschaften, sondern um das kontrollierte Vermehren einer Spezies. Der Züchter kreuzt also Tiere von denen er denkt, die besten Eigenschaften im Fohlen wiederfinden zu können. In der Zucht hängt der Erfolg jedoch stark vom Glück ab, denn oft kommen Mängel erst nach Generationen wieder zum Vorschein und waren daher unmöglich vorhersehbar. Generell ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt und man muss abwägen welche Eigenschaften ein Tier auszeichnen sollen. Wenn ein Tier eine Beeinträchtigung oder Mängel aufweist, sollte man es rigoros aus der Zucht nehmen, was oft eine große Überwindung darstellt, da man vor allem Stuten meist teuer gekauft hat.
Neuweltkameliden können das ganze Jahr über eine Schwangerschaft aufnehmen, wobei der Geburtstermin nicht im Winter stattfinden sollte, da das Fohlen ohne menschliche Hilfe erfrieren kann. Aufgrund einer Trächtigkeitsdauer von ungefähr 350 Tagen lässt sich dieser Termin immerhin sehr einfach in Bezug auf die Jahreszeit planen. Zwei Wochen nach der Geburt ist der beste Zeitpunkt, um eine Stute neuerdings zu decken, während und kurz nach der Geburt sollte jedoch kein Hengst anwesend sein. Wenn die Stute bereits trächtig ist, spuckt sie den Hengst unentwegt ab, generell sind weibliche Tiere erst ab 18 Monaten geschlechtsreif.
Eine Geburt erfolgt meist am Vormittag, da das Fohlen bis zum Abend abgetrocknet sein muss und Alpakas ihre Fohlen nicht trockenlecken. Ein gesundes Fohlen kann innerhalb von zwei Stunden bereits laufen und trinkt innerhalb von vier Stunden.
Fehlprägung
Bei problematischen Geburten kann es erforderlich sein, ein Fohlen mit der Flasche aufzuziehen, um es am Leben halten zu können. Ist dies jedoch über einen längeren Zeitraum erforderlich, so wird sich das Tier zu sehr an den Menschen gewöhnen und ihn als Artgenossen betrachten. Das kann sich in übermäßiger Zutraulichkeit und Aufdringlichkeit zeigen, was zu Anfang meist gern gesehen ist, da sich die sonst eher scheuen Alpakas normalerweise nicht so gerne streicheln lassen. Wir Menschen sind ganz verzückt über dieses Verhalten, es wird aber nicht bedacht in welche Richtung sich so eine Fehlinterpretation entwickeln wird. Ab der Geschlechtsreife werden vor allem Hengste aber auch Stuten, zu teilweise lebensgefährlichen Rivalen, da sie den Menschen nicht als höhergestelltes Lebewesen jedoch als Konkurrenten oder Sexualpartner sehen. Was als harmloses Spielen begonnen hat, wird zur ernsthaften Gefahr.
Trekking
Unter Trekking versteht man meist längere Touren, bei eintägigen oder mehrstündigen Zeitspannen spricht man eher von einer Alpaka Wanderung. In jedem Fall muss man auf die verschiedenen Charaktere der Tiere eingehen und diese auch mit den richtigen Menschen kombinieren damit es zu keinen Diskrepanzen während der Wanderung kommt. Auch sollte man unbedingt auf die Reihenfolge der Tiere achten, die sich während einer Wanderung stets noch verändern kann. Temperamentvolle, mutige Tiere sollten die Gruppe anführen, schüchterne sollten dem Leittier folgen dürfen, und nicht in die vorderste Position gedrängt werden. Grundsätzlich ist es nicht schwer ein ans Halfter gewöhntes Tier an der Leine zu führen, dabei sollten auch Kinder ab 6 Jahren keine Schwierigkeiten haben. Während der Wanderung kann es jedoch vorkommen, dass die Tiere die Autorität ihres Begleiters prüfen, beispielsweise durch Fressen am Wegesrand. Lässt man dem Tier dieses Verhalten gewähren, so wird es immer die Oberhand behalten und den Führer nicht akzeptieren was eine Trennung dieses Gespannes erfordert.
Generell werden überwiegend Hengste oder Wallache für das Trekking verwendet, auch wenn grundsätzlich nichts gegen Stuten spricht. Letztere sind jedoch meistens entweder trächtig oder haben ein Fohlen, dass man nur schwer mitnehmen kann. Eine Mischgruppe ist reinweg ungünstig, da Hengste die Stuten nicht als Mitwanderer, sondern als Weibchen, die es zu decken gilt, sehen.